TV Smith & The Bored Teenagers – Punkrock mit Haltung und Herz | Support: Babette and her Clone | 26.03.2025 | Don’t Panic, Essen [ Konzertbericht | Punk | Punkrock ]

Ein Mittwochabend in Essen. In der Luft liegt eine Mischung aus Nostalgie und Vorfreude. TV Smith, einst Sänger der legendären Punkband The Adverts, gibt gemeinsam mit seiner Band The Bored Teenagers den Auftakt zur neuen Europatour – und das in kleinem, aber feinem Rahmen im Don’t Panic. Als Support sorgt Babette and her Clone für einen ungewöhnlichen, aber charmanten Einstieg.

Foto: Thomas Robertz

Babette rockt, Onni spielt – und das Publikum tobt

Zunächst füllte sich der Saal nur langsam – kein Wunder, es war mitten in der Woche, der Vorverkauf eher verhalten. Doch an der Abendkasse tat sich einiges: Spätestens zum Start des Vorprogramms war der Club gut gefüllt.

Babette, bekannt als Sängerin der Vageenas, trat mit ihrem Soloprojekt auf. Zu Playback singend, wurde sie begleitet von „Onni“, einer aufblasbaren Puppe – ihrem „Clone“, der natürlich alle Instrumente gleichzeitig bedient. Klingt schräg? War es auch. Aber eben auch charmant, unterhaltsam und vor allem: verdammt eingängig. Jeder Song saß, das Publikum war von Anfang an dabei. Als dann noch Fisch von den Lokalmatadoren für einen Gastauftritt auf die Bühne kam, war die Stimmung endgültig auf Betriebstemperatur.

TV Smith bringt die Adverts zurück – mit Druck und Würde

Nach einer kurzen Umbaupause wurde es ernst – oder besser gesagt: richtig laut. TV Smith & The Bored Teenagers betraten die Bühne. Seit einigen Jahren bringt diese Konstellation – gegründet zum Jubiläum des Albums Crossing the Red Sea with The Adverts – die Songs der Adverts wieder live auf die Bühne. Die Band, bestehend aus spanischen Musikern der Punkrockband BB Quattro, hat zwar personelle Wechsel erlebt, aber nichts an ihrer Energie eingebüßt.

Foto: Thomas Robertz

Ohne große Ansagen legten sie los. Der Opener „Only One Flavor“ schlug ein wie eine Granate. Vom ersten Ton an war das Publikum dabei: es wurde getanzt, gepogt und laut mitgesungen. Das Set bewegte sich zwischen Klassikern wie „Gary Gilmore’s Eyes“, „No Time to Be 21“ und „The Lion and the Lamb“, ergänzt durch Songs von TV Smiths Soloalben – sogar zwei Stücke vom aktuellen Release fanden ihren Platz und passten perfekt in den Flow.

Nach 55 Minuten war zunächst Schluss – eine typische Spielzeit für eine klassische Punkshow. Aber natürlich ließ sich das Publikum nicht ohne Zugabe abspeisen. Drei weitere Songs wurden nachgelegt – darunter der eindringliche „Lord’s Prayer“, bekannt aus dem TV Smith’s Cheap-Projekt der späten 80er.

Ein Abend, der alles hatte, was ein gutes Punkkonzert ausmacht: ehrliche Musik, rauer Charme, ein mitgehendes Publikum – und Songs, die auch Jahrzehnte nach ihrer Entstehung nichts an Relevanz verloren haben. TV Smith zeigte, dass Punk nicht alt wird, solange er authentisch bleibt. Und wer nach der letzten Zugabe noch mehr wollte, hatte ja die Möglichkeit, der Tour in eine andere Stadt zu folgen. Punkrock lebt – auch an einem Mittwoch in Essen.

Autor: Thomas Robertz

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