Sie sind eine etablierte Gruppe in der österreichischen Metalszene: Speed Limit. Die Band, bestehend aus Joe Eder, Chris Pawl, Chris Angerer, und Hannes Vordermayer, hat mit ihrem neuen Album Cut A Long Story Short großen Erfolg erzielt, vergleichbar mit ihrer Beliebtheit in den 1980ern. Dieser Erfolg kam nach dem Wechsel zu ihrem neuen Label NRT-Records. Vor einem Interview mit BlattTurbo TV hatte unser Carsten die Gelegenheit, den Gitarristen Joe Eder zu interviewen, um mehr über die Band aus Salzburg zu erfahren.
Hallo Joe, erstmal grüß dich! Wie geht es dir?
Hallo Carsten, Grüß dich! Ja, soweit gut und stets in freudiger Erwartungshaltung.
Ihr habt ja eine beachtliche Odyssee hinter euch. Im vergangenen Jahr habt ihr euer aktuelles Studioalbum über NRT Records veröffentlicht und damit direkt einige Erfolge eingefahren, seid mit mehreren Singles in den Top 10 der offiziellen Rock- und Metalcharts gelandet. War das Album so konzipiert? Habt ihr damit gerechnet?
Wir haben damit aufgehört „mit etwas zu rechnen“, aber es ist immer schön, wenn du merkst, dass sich die Zahl deiner Zuhörerschaft merklich erhöht. Stichwort „Konzept“. Musikalisch verfolgen wir keines, für das „Cut A Long Story Short“ Album hatten wir allerdings primär eine Vinyl-Veröffentlichung konzipiert – deshalb 8 neue Songs und 4x Bonus für die CD – allerdings war dann bei den derzeitigen Produktions-Wartezeiten für eine Vinyl-Version keine Zeit mehr. Aber zurück zu Deiner Frage: Wir sind sehr zufrieden, wie sich die Dinge entwickeln und wissen sehr zu schätzen, dass das neue Label NRT dazu einen gravierenden Beitrag leistet.
Bei „Cut A Long Story Short“ hört man eine gereifte Band, deren Quintessenz sich durch die einzelnen Songs zieht, wie ein roter Faden. Doch die einzelnen Songs zeigen in ihren Feinheiten Unterschiede. Klar, Vergleiche nerven sicher, aber so klingt der Opener „Shine Brighter Than The Sun“ irgendwie nach Iron Maiden, „Eye On You“ erinnert irgendwie an eine Hymne von Bon Jovi und „The Lady Is On Fire“ erinnert irgendwie an Kiss, als hätte Paul Stanley den Song geschrieben. Ohne euch Plagiatismus zu unterstellen, aber habt ihr hier eure eigenen Einflüsse eingearbeitet, von Musikern die euch seit jungen Jahren geprägt haben?
Danke für Dein genaues Hinhören und da mag einiges an Wahrheit in deiner Beobachtung stecken. Unweigerlich nimmt man als Hardrock-Connoisseur, der in den 70er und 80er Jahren musikalisch sozialisiert wurde, all diese Einflüsse auf. Aber im Grunde machen wir einfach die Musik, die wir gerne hören und die wir uns wahrscheinlich ins aktuelle Hard & Heavy Geschehen „hineinwünschen“. Keiner von uns geht hier her und sagt, jetzt nehm ich mir einen Maiden Song und verbastle ihn zum neuesten Speed Limit Hit. Ginge ja auch gar
nicht. Hier traue ich mir mit genug Selbstbewusstsein festzuhalten, dass wir über genug eigenes kreatives Potential verfügen um spannendes Material zu kreieren.
Die Musikvideos von Speed Limit bieten eine faszinierende Mischung aus filmischen Produktionen und Live-Aufnahmen. Einige zeigen authentische Konzertmomente, während andere mit Studioaufnahmen perfekt nachsynchronisiert sind. Ist es angesichts dieses beeindruckenden Potenzials geplant, einen vollständigen Konzertfilm zu produzieren, der die einzigartige Atmosphäre und Energie von Speed Limits Live-Performances einfängt?
Mit diesem Wunsch stehst du nicht alleine da, und wir sind in der Tat gerade damit beschäftigt, ein derartiges Konzertfilmchen inkl. Live-Album zu realisieren. Wir sehen uns sehr oft mit diesem Wunsch konfrontiert, denken aber schon, dass wir dahingehend mit bisher bestehendem Videomaterial ganz ordentlich aufgestellt sind. Jedenfalls werden wir hier noch ordentlich eine Schippe drauflegen und ein komplettes Konzertereignis von Speed Limit mit all seiner Dynamik und Dramaturgie und natürlich jeder Menge Spass und Spielfreude auf den Gabentisch zu legen. Im Grunde ist alles im Kasten und wir sind schon in die Zielgerade der Produktion eingebogen. Jetzt gilt es vor allem, die richtige Form bzw. Format auszusuchen, um möglichst zielgenau bei den Fans anzukommen.
Eure dritte Singleauskopplung „New Horizon“ erscheint ja Anfang dieses Mais. Inklusive einer Musikclipproduktion von „New Horizon“, eines mit Studiomaterial unterlegten „Live“- Clips von „Eye On You“, das ebenfalls auf „Cut A Long Story Short“ ist, und zweier Live-Versionen eurer Klassiker „Dead Eyes“ und „Lady (Prophecy)“. Wie ist es dazu gekommen, dass bisher jede Single quasi eine EP wurde und quasi auch als Videoplaylist veröffentlicht wurde?
Wer uns näher kennt, weiß, dass wir stets versuchen unser allerbestes abzuliefern und so haben wir uns immer bemüht auch im Bereich Video, den Leuten etwas zu bieten. Wir haben das Glück seit Jahren mit einen guten Team – vor allem auch im Bereich Stagedesign
und Licht – arbeiten zu dürfen. Ganz nach den Motti: „Man isst ja auch mit dem Auge!“ und „Tue Gutes und sprich darüber bzw. zeig es her“ Für die Umsetzung des „Larger Than Life“ Lichts auf unseren Bühnen ist seit Jahren Christof „Stoffi“ Reisenberger unser Mann. Für
viele Videoclips bin ich selbst verantwortlich – zuletzt beim „New Horizon“-Clip hat uns meine Tochter Jeanne Eder tatkräftig als Kamerafrau unterstützt und wenn es seine Zeit zulässt, dürfen wir mit dem großartigen Walter „Woidl“ Fanninger, einem Filmemacher aus Hallein bei Salzburg, der stark im Wintersport/Acion- und Kulturbereich angehängt ist, zusammenarbeiten (u.a.: „Hit The Wall“ Clip)
Wird es gegebenenfalls auch zu den restlichen Songs clips geben? Es wäre doch spannend ein komplettes Album als Video rauszuhauen, etwas was sich heutzutage heute keine Band mehr traut, oder?
Willst du mich jetzt herausfordern? Nein, Spass beiseite! Ist nicht so abwegig. Wir hatten das z.B. bei unserem Moneyshot Album 2010 so umgesetzt. Damals hatten wir viel Bildmaterial unserer Reunions-Tour 2008 – 2010 zur Verfügung und haben dazu mehr oder weniger „Urlaubsclips“ mit den Songs des Albums geschnitten. Kann man sich auf Youtube auf den NRT Playlists anschauen. Heute haben wir aber einen viel höheren Anspruch an unsere Clips. Da das ganze natürlich auch Geld kostet, wachsen die Bäume dahingehend
nicht in den Himmel. Trotzdem können unsere Fans sicher sein, dass wir uns hier nicht „lumpen“ lassen. Und wie gesagt, das Live-Album inkl. filmischer Umsetzung ist auch als großes Dankeschön angedacht.
Eure Konzerte sind ja immer ein besonderes Erlebnis, möchtest du unseren Lesern hiervon ein wenig erzählen?
Das zu beurteilen obliegt nicht mir. Schön, wenn du das so wahrnimmst, und es ist schon so, dass wir die Resonanz aus dem Publikum mitbekommen und uns diese sehr anspornt. Zudem haben wir das Glück, live darauf reagieren zu können, weil kein Ablauf und auch
nicht jedes Wort bei Ansagen fix festgelegt ist. Und natürlich merken die Leute, wenn es uns richtig Spass macht – wahrscheinlich spielen wir dann auch besser und mit mehr Hingabe und so beginnt sich die Spirale zu drehen….. Wir haben auch nach 40 Jahren genug Material
angesammelt um hier auszuwählen und spontan zu reagieren zu können. Also, primär aktuelle Songs, dann natürlich viele Klassiker – aber auch manchmal selten gehörtes. Mitunter artet das Ganze auch fast zu einem Kabarett-Programm aus – da wir uns die Ansagen bzw. Präsentation aufteilen können und auch unverblümt ins Wort fallen und unsere Späße treiben. Also meist nicht (nur) bierenstes Metal Gehabe.
Ist euch auf Tour jemals was lustiges passiert?
Dazu gibt es jede Menge Geschichten. Als wir zB. mit Uriah Heep auf Tour 2008 auf Tour waren gabs die Ansage, dass wir samt Equipment beim Changeover in 10 Minuten von der Bühne sollten. Bei der 2. Show in Burghausen stand dann ein überaus verblüffter Bernie Shaw – seines Zeichens Leadsänger von UH am Bühnenrand als unser Chefroadie Roli Steindl nach 7 Minuten die Bühne mit dem letzten Speed Limit Deko-Element und einem lautsarken „ready to go, it´s all yours“ Richtung Stagemanager verließ. Bernies Blick war
unbezahlbar.
Businesspläne Funktionieren im Rock ‚N‘ Roll nicht!
– Joe Eder
Und was Ernstes?
Im Grunde interpretieren wir unsere Rolle als Rockband damit, das Publikum möglichst mit Freude zu erfüllen und die Schattenseiten zu vermeiden. Manchmal spielt das Leben aber nicht mit. So gab es auch beim CD-Präsentationskonzert letzten Juni im Salzburger Rockhouse einen Moment, als ich auf der Bühne die Tränen kaum zurückhalten konnte. Unser langjähriger Soundmann Peter Zimmerebner konnte aufgrund einer fortgeschrittenen, schweren Krankheit nicht dabei sein, und das haben wir bei der Vorstellungsrunde unseres Teams erwähnt und dabei alle gebeten, ihm hier und jetzt Kraft zu schicken. Ein unglaublich ergreifender Gefühlsaubruch war das. Am nächsten Morgen kam die erschütternde Nachricht, das Peter wohl in den frühen Morgenstunden von uns gegangen war. Machs gut da oben Beda!
Anmerkung BlattTurbo: Hiermit Gedenken wir an Peter „Beda“ und wünschen Freunden und Familie viel Kraft
Wenn man sich euren Musikkatalog anschaut, dann fällt auf, dass jedes eurer Alben zu hundert Prozent Speed Limit ist, aber dennoch vielfältig ist und ihr es immer wieder schafft, euch weiterzuentwickeln. War dies geplant? Höre ich mir euer Debütalbum an, so erinnert es mich zwangsweise an eine Mischung aus den frühen Iron Maiden und Metallica, während mich „Prophecy“ stark an Mötley Crüe, Cinderella oder auch Twisted Sisters „Love Is for Suckers“ erinnert, und „Perfect Inspiration“ klare Aerosmith- oder gar Guns N‘ Roses-Vibes versprüht. Lag es an den Sängerwechseln? Habt ihr euch immer wieder neu erfunden bewusst, oder kam das einfach so?
Es kann hier keinen derartigen Plan geben. Wie hätten wir eine Sängerwechsel „planen“ sollen. Wer hätte 1984 wissen können, dass wir uns gut 10 Jahre später auflösen werden (müssen.) Und eine immer wieder geforderte Reunion als 40-jährige Alt-Rocker mit knapp über 20 Jahren schon vorausplanen? Once and for all: Es gibt keinen Plan und der beste „Buisiness-Plan“ funktioniert im Rock n´ Roll nicht! Es ist wohl immer auch den Umständen und der Lebenssituation geschuldet, wie sich eine Band entwickelt, wie die Musik klingt, die aus der Summe des Inputs von einer Gruppe von 5 Individuen heraus entsteht. Es ist uns aber trotz dieser feinen Unterschiede, die du erkannt haben magst, wohl gelungen eine Speed Limit DNA zu kreieren – also eine gewisse Trademark, ein Qualitäts-Gütesiegel entstehen zu lassen, welches ein Speed Limit Album in all seiner Vielseitigkeit und stilistischen Weitschichtigkeit ausmacht. So gesehen gebe ich Dir recht und klopfe uns allen auf die Schulter! Well done!
Wenn man vom Teufel spricht: Zunächst hattet ihr den Sänger Hans Huthmann, dann kam Steven Hogger zu euch und spielte mit euch „Prophecy“ ein, und es ging steil nach oben. Später kamen Chris Ebert und heute singt euer Drummer Hannes Vordermayer, der mich stark an Legenden wie Vince Neil von Mötley Crüe oder auch Daniel „Dee“ Snider von Twisted Sister erinnert. Euer Labelboss sieht das übrigens ähnlich. Wie kam es zu den Sängerwechseln? Eigentlich ist es doch schade, wenn Besetzungen auseinanderbrechen.
Ich will mich ehrlich gesagt nicht mehr allzu lange mit diesem leidigen Thema beschäftigen. Es ist derzeit einfach wunderbar, dass wir eine Zusammenstellung mit dem fantastisch singenden Ausnahme-Drummer Hannes Vordermayer gefunden haben, die vor allem auf
auch der persönlichen Ebene derartig gut funktioniert. Und wir haben an dem gemeinsamen Arbeiten in den letzten Jahren mitbekommen, dass hier wohl das Ende der Qualitäts-Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist. Eine Band – jedenfalls in der Weise wie wir das interpretieren – ist ja wesentlich mehr als eine reine Zweckgemeinschaft, fast wie eine kleine Familie – mit jeder Menge sozialer Interaktion. Da schmerzt es ja ungemein, wenn jemand aus dem Bund austritt, und es ist mächtig schwierig, jemanden zu finden, der
ersten musikalisch „ins gleiche Horn bläst“ und vor allem auch menschlich auf dem heftig schauckelnden Hard & Heavy Weltmeer ins Boot passt.
Eine Band – jedenfalls in der Weise wie wir das interpretieren – ist ja wesentlich mehr als eine reine Zweckgemeinschaft, fast wie eine kleine Familie
– Joe Eder
Nach der Veröffentlichung von „Prophecy“ im Jahr 1988 bist du bei Speed Limit eingestiegen und für Hel Lennart, der später Belphegor gründete, eingesprungen. Wie kam es dazu, dass du fortan neben Chris Angerer die Sechssaiter schwingst? Wie hast du die damalige Zeit erlebt?
In Salzburg war ja Ende der 80er Jahre eine großartige Hard & Heavy Szene am Werken. Wir kannten uns natürlich untereinander und so begab es sich, dass damals als Unterstützung zur Gründung des heutigen Rockhouse Salzburg ein Band Aid veranstaltet wurden, und im Zuge dessen kam es zu einer legendären Session mit Mitgliedern von Bands wie U8, Ten Tai, Innocence, Torso und eben auch Speed Limit. Ich war zu der Zeit mit Torso und Ten Tai unterwegs und bekam am Tag darauf einen Anruf von Speed Limit Basser Chris „Pawl“ Pawlak mit Einladung zur Audition als Ersatz für Hel Lennart (Helmuth Lehner / Belphegor). Einige Wochen später fand ich mich mit Speed Limit auf der Bühne als Support für U.D.O. u.a. im Wiener Rockhaus wieder „and the rest is history“. Es war eine ungemein spannende und schnellebige Zeit – es ist in kurzer Zeit sehr viel passiert. Wir waren jung, unbekümmert und bei jedem Blödsinn mit dabei. Im Nachhinein betrachtet bleibt natürlich die Musik und viele unbezahlbare Erinnerungen. Und die Musik war allgegenwärtig. Ich glaube, wir haben damals 4 x die Woche geprobt in einer alten Fabrikshalle in Freilassing bei Salzburg. Es war eine Zeit, als man die Hardrocker noch auf der Straße eindeutig zuordnen konnte. Man kannte sich und wurde erkannt. Man war in gewisser Weise gebrandmarkt und hatte etwas Eigenes, was ein Großteil der sogenannten Gesellschaft zutiefst abgelehnt hat. All das hat uns – also die ganze Szene – in gewisser Weise stark gemacht und geeint. Es gab hier kaum Mitläufer – du warst dabei oder eben nicht.
Man war in gewisser Weise gebrandmarkt und hatte etwas Eigenes, was ein Großteil der sogenannten Gesellschaft zutiefst abgelehnt hat. All das hat uns – also die ganze Szene – in gewisser Weise stark gemacht und geeint.
– Joe Eder
Speaking of der damaligen Zeit: Es steht ja die Veröffentlichung von etwas ganz Besonderem an: Ein unveröffentlichtes Album von 1990 mit dir und Chris Angerer an den Gitarren, Chris Pawlak am Bass, Andy Rethmeier am Schlagzeug unter dem Titel „The Broken Record: The Chorus Sound Tapes 1990“. Ich durfte es schon vorab anhören, es wird ein Review geben. Jedenfalls ist es eine fantastische Mischung aus Heavy Metal und Hard Rock und klingt wie eine Zeitkapsel. Wieso ist dieses Album niemals veröffentlicht worden und warum erscheint es erst jetzt?
Es war schlicht und ergreifend so, dass das damalige Label das fertig produzierte Album nicht veröffentlichen wollte, was schlussendlich zum Bruch mit diesem führte. Die genauen Gründe werden wohl nie ans Tageslicht dringen.Unser aktueller Label-Boss Philipp Gottfried (NRT-Records) ist auf die Aufnahmen von 1990 in mieser Bootlegqualität gestoßen und hat uns überredet, das herauszubringen. Mittlerweile sind wir – nachdem ich die Original-Mastertapes nach längerer Recherche ausfindig hab machen können – auch Feuer und Flamme für «The Broken Record», weil es sich richtig gut und frisch anhört und anfühlt und zudem jede Menge Erinnerungen wachruft. Außerdem denken wir hier auch an unsere langjährigen Fans, die das Material wohl überaus wohlwollend aufsaugen werden. Eine weitere gute Möglichkeit hier «Danke» zu sagen.
Es ist schon ein einzigartiges Zeitdokument aus einer Zeit, die heute viele – gerade auch im Hard & Heavy -als «die glorreichen Jahre» bezeichnen. Spannend ist vor allem auch, dass es jetzt erstmals für eine breitere Öffentlichkeit hörbar gemacht wird. Außerdem ist es authentisch und echt, also nix retro, echt vintage. Es sind wirklich großartige Tracks drauf. Nicht nur einige unveröffentlichte Songs wie das edgy «Telling a Tale» oder «Rock N Roll Insanity», das grandiose «It Ain´t Easy» aus den ganz frühen Tagen oder das speedige «After Midnight», auch die Klassiker «Fly With The Eagle» oder «Head Over Heels».
Ein Paar Songs sind mit neuem Sänger auf der Perfect Inspiration Platte 1992 erschienen, wieso habt ihr nicht einfach diese Songs nochmal mit der Ur-Besetzung eingespielt und dann ebenfalls so rausgebracht? Was führte dazu?
Nach den Wirren um das Zurückhalten des fertigen Albums und dem Bruch mit dem Label ist ja Sänger Steven Hogger ausgestiegen und wir machten uns auf die Suche nach einer neuen Stimme. Mit Chris Ebert fanden wir gottlob relativ schnell einen würdigen Nachfolger, mit dem auch umgehend viel neues Material entstanden ist, welches ja den Großteil des „Perfect Inspiration“ Albums ausmacht. Deshalb stellte sich diese Frage für uns nicht.
Ungefähr zur Zeit der Entstehung dieses Albums wurdet ihr vom Rennbahn Express zum besten österreichischen Metal-Act gekürt. Eine Besonderheit war, dass in der Jury Bruce Dickinson von Iron Maiden und Gene Simmons von Kiss saßen. Wie habt ihr das erlebt?
Das war natürlich eine große Ehre für uns. Der „Rennbahn Express“ war schon eine große Nummer in Österreich, nicht nur Musik- sondern ein allumfassendes Jugend-Magazin -vergleichbar mit „Bravo“. Wenn ich mich recht erinnere, wurden den Herren Simmons und Dickinson die jeweils aktuellen Alben der Speerspitze des Hardrock/Metal made in Austria vorgespielt und aus deren Bewertung ergab sich eben, dass Speed Limit am besten abgeschnitten hat. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Ihr hattet nach dem Vorgänger „Prophecy“ eine Reihe von Erfolgen verbuchen können, internationales Airplay, TV-Auftritte, Tourneen und tausende verkaufte Platten. Wieso hat euer damaliges Label euch dennoch vor die Tür gesetzt?
Die genauen Gründe warum die Zusammenarbeit nicht fortgesetzt wurde verblieben für uns – wie vorher schon erwähnt – weitgehend im Dunkeln. Es ist auch nicht so, dass wir „vor die Tür gesetzt“ wurden. Es ging einfach auseinander damals. Mit den damals federführend beteiligten Personen sind wir ja auch noch bzw. wieder weitgehend in gutem Einvernehmen.
Joe, wer hat dich inspiriert, Gitarrist zu werden?
Also die Initialzündung gaben sicher Leute wie Ritchie Blackmore, Angus Young und mein alltime favourite Gary Moore. Fantastisch finde ich größtenteils auch die Arbeit von Michael Schenker, Yngwie Malmsteen, Vivian Campell, Jake E. Lee oder die bluesigere Fraktion wie Peter Green, Mickey Moody, Brian Setzer. Aktuell beschäftige ich mich viel mit Leuten, die ich zum Teil kennenlerne durfte wie Alexander Beyroth, Brian Robertson, Laurence Archer, Eric Bell, John Sykes, Snowy White u.a.
Was sind deine absoluten Lieblingsalben?
Too many to name! Derzeit laufen Invicible Shield/Judas Priest, Corridors of Power/Gary Moore, 3rd Album/Deep Purpe, Powerage/AC/DC, Variations/Andrew Lloyd Webber und War Dance/Colloseum2. Wenn ich eines auf die Insel mitnehmen müsste, wäre das wohl Holy Diver/Dio!
Joe, du bist ja schon seit über vierzig Jahren im Geschäft, wie hat sich die Musikbranche in den letzten vierzig Jahren geändert?
In den Anfangsjahren war das Vorhaben eine Band zu gründen und sich weiter zu entwickeln eine richtige Challenge: Es gab ja kaum Vergleiche – um seine Helden zu sehen, musste man meist weite Strecken fahren. Es war wirklich viel Einsatz und Spucke notwendig um halbwegs adäquates Equipment zu ergattern. Viel Geld, Engagement und eben auch unabdingbares Wollen war notwendig um z.B. eine LP Produktion auf die Füße zu stellen. Es gab nur die Möglichkeit in teure Tonstudios einzumieten oder eben auch einen Plattendeal mit entsprechendem Vorschuss zu ergattern. Dafür konnte man aber auch durchaus respektable Erträge über Platten- bzw. CD-Verkäufe einstreifen. Ein Publikum war hungrig und leichter vom Ofen hervor zu locken als heute, wo mittels Youtube oder Spotify alles geradezu kostenfrei ins Schlafzimmer geliefert wird. Dafür war die Interaktion und Kommunikation mit dem Publikum und Fans außerhalb der Konzertsituation bzw. mit Veranstaltern, Labels, Medienpartnern komplett auf Telefon oder Post reduziert. Kein Facebook, Messenger, Whatsapp, Insta, TikTok u.a, anfangs auch keine E-Mail, Internet. Dadurch war die Szene auch viel kleiner, aber man kannte sich meist persönlich. Zurückblickend hat vieles natürlich den Schleier der Nostalgie, aber ich will diese Zeit nicht missen und wahrscheinlich ist das auch die Basis, warum Speed Limit noch immer eine Band aus Kumpels sind. Und glaub mir, wir wissen, dass das Gold wert ist.
Ihr wart über zehn Jahre bei Pure Steel Records, wie seid ihr zu NRT Records gekommen, warum seid ihr gewechselt und wie ist die Zusammenarbeit mit dem Label für euch?
Unser Vertrag mit Pure-Steel ist Mitte 2023 ausgelaufen und so war es Zeit, sich nach neuen Partnern umzusehen, zumal wir ja mit „Cut A Long Story Short“ ein neues Album in der Pipeline hatten. Durch meinen langjährigen Freund Hannes Ritl, der hier eng mit NRT-Labelchef Philipp Gottfried zusammenarbeitet wurde der Kontakt geknüpft und seither läuft alles wie am Schnürchen.
Wenn ich in meine Kristallkugel schaue, dann sehe ich langsam den Tod von physischen Tonträgern, selbst der Vinyl Markt soll nicht so hoch sein, wie gedacht, höchstens wenn es um limitierte Platten geht und Streamingdienste sind auf dem Vormarsch, wie empfindest du das?
Deine Kristallkugel ist offensichtlich sehr gut über aktuelle Tendenzen im Musik- und Tonträgermarkt informiert, jedenfalls besser als ich. Mitunter ein Grund uns als „traditionell ausgerichtete“ Band für NRT-Records zu entscheiden, war durchaus der Tatsache geschuldet, dass wir gesehen haben, dass hier sehr intensiv im digitalen Bereich gearbeitet wird und viel Kompetenz dahingehend vorhanden ist. Ich persönlich bin in letzte Zeit wieder sehr ins Vinyl-Hören eingetaucht. Es ist einfach neben dem unbestrittenen besseren Hörerlebnis eine ganz andere Wertschätzung und Umgang mit Musik gegeben.
Speaking of Streaming: Spotify und Deezer haben ja den Bock komplett abgeschossen. Weil sie es nicht gebacken bekommen, ihr Modell rentabel zu machen, braucht man nun 1000 Streams pro Song von mindestens 500 Zuhörern in EINEM JAHR, um überhaupt Geld zu machen, dabei spielt es keine Rolle, ob du einen Hardcore-Fan hast, der deinen Song vielleicht zwanzigmal im Monat hört. Du gehst leer aus, wie stehst du dazu?
Für mich ist das schlicht und ergreifend Diebstahl, und mich lässt das mitunter an unseren internationalen Rechtsnormen zweifeln, dass so etwas überhaupt möglich ist. Aber, ich bin grundsätzlich aufgeschlossen dem Streaming Bereich gegenüber. Es hat schon eine enorm angenehme „userbility“ z.B. im Auto auf fast alles in Sekundenschnelle zugreifen zu können. Auch denke ich, dass man einfach und günstig nach Neuem suchen und das auch genregenau finden kann. Dennoch, bei den Tarifen und Verteilungsschlüsseln ist das Musikmachen auch auf einem mittelmäßigen Erfolgslevel so gut wie nicht finanzierbar.
Joe, mit welchem Essen kann man dich glücklich machen?
Als Pescetarier darf es Fisch in jeder Form sein und das am besten so frisch wie möglich und ohne viel Transportweg direkt aus dem Meer (oder See).
Getreu eurem Namen: Habt ihr mal versucht, einen Metalsong auf der Autobahn zu komponieren?
Das kommt immer mal wieder vor, dass gute Ideen beim Autofahren einfahren. Hier habe ich oft den Kopf frei und die Inspiration küsst mich. Wichtig ist dabei, diese Ideen zeitnah festzuhalten, am Besten bei der nächsten Raststation raus und in den Handyrecorder singen.
Wer sind deine größten Vorbilder, Joe? Und wen würdest du gerne mal kennenlernen?
Leider sind beide schon tot und ich würde viel dafür geben, wenn ich sie kennen gelernt hätte: Phil Lynott (Thin Lizzy) und Gary Moore.
Nehmen wir an, ihr feiert eine derbe Party und werdet morgens am Pool wach, neben euch steht ein Pferd, wie reagiert ihr?
„Wer zum Teufen hat mir „Was“ in den Drink gemischt? Die hat doch gestern noch ganz anders ausgesehen!“
Durch welches Land würden Speed Limit gerne mal touren?
Japan!
,,mach den DeLorean klar!“ (Erklärung unten im Text)
Es soll, wie von dir kommuniziert, ein Live-Album und ein Konzertvideo zu besagtem Album im Stream kommen, kannst du uns schon mal etwas davon erzählen?
Dazu werden wir uns nach den Veröffentlichungen von „The Broken Album – Chorus Sound Tapes 1990“ und der 3. Single EP „New Horizon“ zu „Cut A Long Story Short“ zu einem entspannten Brainstorming mit unserem Label zusammensetzen. Grundsätzlich haben wir das absolut erinnerungswürdige Konzert anlässlich unseres CD-Releases im Juni 2023 in Bild und Ton zur Verfügung. Wer dabei war, hat den Vorteil zu wissen, was zu erwarten ist.
Angenommen, ihr erlangt doch noch Weltruhm und es wird ein Biopic über euch geben, wer sollte dich spielen?
Spannende Frage, die nicht zum ersten Mal gestellt wird! Für mich ist die Sache klar: Johnny Depp oder wenn der keine Zeit hat Jason Momoa. Mit beiden teile ich ja das Schicksal, dass wir passionierte Gitarrenliebhaber und -sammler sind und seit frühen Jahren einem anderen Brotjob nachgehen müssen, um die wahre Passion und Berufung zum Rockstar zu ausleben zu dürfen.
Und wer die anderen Bandmitglieder wie bspw. Chris Pawlak, Hannes Vordermayer oder Chris Angerer?
Als handsome Chris Angerer würde ich Micheal J. Fox anfragen, der spielt(e) einerseits sehr passabel Gitarre und sieht unserem Hr. Angerer sehr ähnlich.
Als „womanizer“ Chris „Pawl“ Pawlak muss eindeutig Steven Seagal in den Ring. Der kann sicher vor allem auch seine Jugendjahre inkl. Kampfsport Einlagen großartig interpretieren.
Für das Darstellen des superfitten Hannes Vordermayer sind als singender Schlagzeuger geradezu Superkräfte notwendig, deshalb werfe ich jetzt mal Jason Statham in die Schale. Kenne kaum einen cooleren „harten Typen“, der unserem Hannes auch noch ähnlich schaut – jedenfalls was die Haarpracht betrifft.
Werden wir uns zudem noch auf ein neues Studioalbum von Speed Limit freuen können, oder war „Cut A Long Story Short“ euer letztes?
Wenn mich morgen der Blitz trifft wird’s wohl unser letztes gewesen sein, alles weitere wird sich weisen. Speed Limit arbeitet grundsätzlich immer und ohne Masterplan an neuem Material.
Wo wird man euch demnächst live erleben können? Plant ihr auch Konzerte in Deutschland?
Am 3. Mai 2024 gibt es Speed Limit im Grazer Explosiv zu erleben (zusammen mit den ebenfalls rastlosen Badhoven) und für den Herbst ist derzeit nur unsere Jubiläumsshow „Speed Limit – 40 Years of classic Heavy Metal“, am 3. Oktober, im Salzburger Rockhouse fixiert. Wir könnten sicher noch mehr Bühnen unsicher machen als derzeit, haben aber gemeinsam mit unserem quasi 5. Mitglied und Licht-Tausendsassa Stoffi Reisenberger entschieden, nur noch Optionen zuzusagen, wenn halbwegs eine Möglichkeit besteht, uns auch lichttechnisch adäquat in Szene zu setzen.
Deutschland steht nach einigen Absagen in letzter Zeit momentan nicht am Menüplan. Wir sind aber (fast) zu jeder Schandtat bereit und auch Anfragen von fixen Booking-Agenten bzw. Agenturen nicht abgeneigt.
Joe, eine Frage noch: Was ist dein Lieblingsdrink (nichtalkoholisch)?
Virgin Mojita-Soda!
Und welcher Alkohol?
Nachdem ich seit einiger Zeit keinen Alkohol mehr trinke, gibt’s hier eine Erinnerung an eine heiße Liebe vergangener Tage: Ein kühles, gut gezapftes Pils.
Die letzten Worte gehören dir! Möchtest du wen grüßen?
Speed Limit möchte sich bei allen BlattTurbo-Lesern, die unser Album “Cut A Long Story Short” bereits gekauft oder gestreamt haben, bedanken und wir freuen uns, wenn es gefällt. Weiter so! Vielleicht haben wir auch mit diesem Interview das Interesse an dieser Band geweckt. Schaut mal bei Youtube rein und klickt durch unsere Videos (nicht nur die aktuellen Singles “Hit The Wall”, „Shine Brighter Than The Sun“ oder demnächst neu „New Horizon“) – da gibt´s jede Menge Spass von der goldenen 80er Jahren bis heute – genauso wie alle Alben auf Bandcamp, Spotify und Co. Verfolgt uns auf social media (v.a. Facebook, Insta). Lasst den Spirit des Classic Metal und Hardrock weiterhin hochleben. We salute you!
Interview von: Carsten „Dehni“ Dehn
Folgende Links sollten Dazu Abhilfe schaffen:
Speed Limit bei Facebook:
https://www.facebook.com/speedlimit.at
Speed Limit bei Bandcamp:
https://speed-limit.bandcamp.com/
Speed Limit bei Spotify anhören:
https://open.spotify.com/artist/5XUra2fEohvIle8Gp5VAtN