„Tanz auf der schiefen Bahn“ – Illegale Farben zwischen Dystopie und Alltag [ PUNK | Punkrock ]

Mit ihrer neuen Single „Untergang“ treffen ILLEGALE FARBEN aus Köln einen Nerv, den viele längst verlernt haben zu benennen: das dumpfe, konstante Gefühl, dass etwas nicht stimmt – und das jeden Tag aufs Neue. Nach dem düster-mächtigen „Monte Fiasko“ setzen sie ihren Weg fort, diesmal mit noch reduzierterem Instrumentarium, dafür mit maximaler Wirkung.

Der Abgrund als Alltag

Untergang“ ist kein lauter Aufschrei – sondern ein resigniertes, fast schon apathisches Nicken in Richtung Weltgeschehen. Der Song fußt auf einem dunklen, fast bedrohlich wirkenden Basslauf, der sich wie ein ständiges Ziehen durch die Brust anfühlt. Gitarren und Chöre setzen nur sparsam Akzente, schaffen aber genau dadurch ein beunruhigendes Klangbild: distanziert und doch eindringlich.

Der Text gleicht einem Tagebucheintrag der Resignation – poetisch, beklemmend, klar. Die Bilder sind stark: Staub auf ungelesenen Büchern, die letzte Rille der Schallplatte, das Schlittern auf der schiefen Bahn. Es ist kein Weltuntergang mit Paukenschlag – es ist das alltägliche, zermürbende Ende in Zeitlupe. Der „unverhohlen, ungebetene, überhebliche Untergang“ kommt nicht plötzlich, er ist längst da.

Fazit: Kunst, die weh tut – weil sie wahr ist

ILLEGALE FARBEN liefern mit „Untergang“ eine düstere Momentaufnahme unserer Gegenwart. Keine Hoffnung, kein Trost – nur klare Beobachtungen und ein Sound, der wie ein langsames Ertrinken wirkt. Wer Musik sucht, die den Zustand unserer Gesellschaft nicht verklärt, sondern gnadenlos aufzeigt, findet hier einen ehrlichen, unbequemen Begleiter. „Untergang“ ist kein Ende – sondern ein Spiegel. Und den halten Illegale Farben uns unbarmherzig vor.

Autor: Martin „Otte“ Oertel

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