Mit „Point Blank“ liefern THE EXTRAS ein musikalisches Statement ab, das nicht um Erlaubnis bittet, sondern direkt durchzieht – kompromisslos, intensiv, bedrückend schön. Als zweite Vorab-Single aus dem für den 25. Juli 2025 angekündigten Album Closer (Rookie Records) lässt der Song keinen Raum für Gleichgültigkeit. Er ist laut, melancholisch, unbequem – und trifft damit genau den Punkt.
Soundgewalt trifft Substanz – zwischen Brooklyn-Underground und europäischem Feingefühl
„Point Blank“ ist kein Punk-Standard. Es ist eine vertonte Dissonanz zwischen kaputtem Idealismus und aufgestauter Frustration. Die Mischung aus knallharter Gitarrenarbeit, synthetischen Klangflächen und mehrstimmigem Gesang offenbart ein Geflecht aus Klangtexturen, das sowohl rough als auch sensibel klingt.
Jon Manierre, der New Yorker Bassist und Gitarrist, bringt erstmals Synthesizer mit ins Spiel – ein kluger Schachzug, der dem Song eine tiefer brodelnde Dynamik verleiht. Das Gitarrensolo klingt wie ein letzter Aufschrei im Taumel der Verzweiflung. Annika Awesome liefert dazu harmonische Gegenstimmen, die sich perfekt mit dem leidenschaftlich erkälteten Gesang von Elmar Freels verweben.
Die Aufnahme durch Leroy Kaldenbach (Drums & Produktion) verleiht dem Track zusätzlich rohe Direktheit – unterstützt vom früheren Schlagzeuger Wendelix, dessen Spiel nie nur Begleitung ist, sondern ein emotionaler Taktgeber.
Textlich bleibt kein Trost übrig – und genau das ist die Stärke
„Point Blank“ erzählt von Leere, Frust und der bitteren Erkenntnis, dass die Welt nicht wartet. Der Text ist kein Aufruf zur Rebellion, sondern eine Anklage an die kollektive Apathie. Gleichzeitig schimmert unter der Aggression ein Licht von Selbstermächtigung – ein Aufruf zur Eigenverantwortung, ohne erhobenen Zeigefinger. Kein billiger Funpunk. Aber verdammt viel ernstgemeinter Punkfun.
Fazit: THE EXTRAS zielen auf den Punkt – und treffen die Seele
Mit „Point Blank“ legen THE EXTRAS ein düsteres, hochenergetisches Stück Musik vor, das sowohl musikalisch als auch thematisch weit über Genregrenzen hinausschlägt. Es ist eine Vorahnung auf ein Album, das mehr sein will als nur ein Punk-Revival. Es ist eine Waffe aus Tönen – abgefeuert mit Stil, Wut und Herz.
Autor: Martin „Otte“ Oertel