HEIMAT AUS SCHATTEN – NOVO ZEIGT, WO DIE WUNDE SCHLÄGT [ Review | Neue Deutsche Härte ]

Mit HEIMAT präsentiert NOVO ein Werk, das nicht einfach gehört, sondern erlebt werden muss. Seit September 2020 formt Kjell Neu als Solokünstler eine unverkennbare Schneise durch die Welt der Neuen Deutschen Härte – intensiv, roh und unbeirrbar ehrlich. Mit diesem Album öffnet er ein Tor in ein persönliches Territorium, das aus Narben, Sehnsucht und schonungsloser Offenlegung besteht.

Die innere Dunkelheit – NOVOs Handschrift

HEIMAT wirkt wie eine emotionale Landkarte, auf der jeder Track einen verwundeten Punkt markiert. Kjell Neu zeichnet ein Bild von Zugehörigkeit, das fern aller Romantik existiert. In seinen Songs wird Heimat nicht als idyllischer Zufluchtsort gedacht, sondern als innere Landschaft voller Brüche, voller unausgesprochener Wahrheiten und verdrängter Gefühle.

NOVO verwebt harte, massive Klangfronten mit einer Stimme, die eher einem Geständnis gleicht als einem Gesang. Seine Texte stellen Liebe als ein zerbrochenes Relikt dar, das nur noch in Splittern auffindbar ist. Ein Objekt, das sich nicht greifen lässt, das sticht, sobald man es berührt, und dennoch unaufhörlich ruft. So entsteht eine Atmosphäre, in der Schmerz nicht als Feind erscheint, sondern als altbekannter Begleiter – als etwas, das man akzeptiert, weil es geblieben ist, während anderes längst gegangen ist.

Die Songs auf HEIMAT schlagen wie schwere Wellen: mal wütend, mal gebeugt, immer auf der Suche nach einer Wahrheit, die sich nicht schönreden lässt. Kjell Neu zeigt, wie vertraut Unsicherheit werden kann, wenn sie das Einzige ist, was wirklich bleibt.

Fazit – Ein Album, das findet, was man nicht sucht

Mit HEIMAT gelingt NOVO ein Werk, das tiefer trifft als viele Alben seiner Szene. Es ist ein kompromissloser Blick nach innen, ein Aufreißen alter Türen und ein bewusstes Durchschreiten dessen, was man oft lieber verdrängt. Dieses Album schenkt keine Antworten – aber es schenkt ein Gefühl. Und vielleicht ist genau dieses Gefühl das, was Heimat manchmal wirklich bedeutet: ein Ort, an dem man den eigenen Schatten nicht mehr ausweichen kann.

Autor: Martin „Otte“ Oertel

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