16:15 Uhr auf dem Euskirchener Knollenfest. Zwischen Kartoffelpuffern, Bierbänken und Kinderkarussell betreten Angel Grove die Bühne. Die Kulisse: eher unscheinbar, typisch Kleinstadt eben. Das Publikum: überwiegend ältere Semester, die vermutlich eher mit Volksmusik als mit Punkrock gerechnet hatten.
Doch kaum fällt der erste Akkord, gibt’s 45 Minuten Vollgas. Angel Grove ziehen ihr Ding kompromisslos durch – alte Songs, neue Kracher vom aktuellen Album „Pencilcase“ und als Sahnehäubchen ein Cover, das niemand erwartet hatte: Tom Astors „Junger Adler“ in einer rotzigen Punkrock-Version. Plötzlich mischen sich Kindheitserinnerungen mit verzerrten Gitarren.
Die erste Reaktion im Publikum? Skepsis. Manche Gesichter wirkten, als hätte man gerade die falsche Platte aufgelegt. Doch nach zehn Minuten das kleine Wunder: Erste Füße wippten, Köpfe nickten vorsichtig im Takt. Punkrock im Samstagsnachmittags-Modus – so etwas erlebt man in Euskirchen nicht alle Tage.
Angel Grove nutzten jede Minute, um die graue Kleinstadt-Normalität zu sprengen. Kein großes Pathos, dafür ehrliche Energie, die selbst zwischen Kartoffelständen und Rentnerpublikum nicht unterging.
Ein Auftritt, der zeigte, dass Punk auch am helllichten Nachmittag funktioniert – selbst wenn das Publikum anfangs eher „geschockt“ als „begeistert“ war. Am Ende blieb ein Auftritt, der noch länger im Kopf nachhallen dürfte. Angel Grove haben bewiesen: Punkrock passt sogar aufs Knollenfest.
Autor/Foto: Martin „Otte“ Oertel