Kaum eine Underground-Thrash-Formation aus New York hat sich so kompromisslos ihren Platz im Metal-Untergrund erkämpft wie CHAKA. Seit der rauen Debüt-EP Neanderthal Tales (2019) pflügt das Quartett unablässig durch die Clubs von Queens, Brooklyn und Long Island. Kreativer Motor ist Bassist und Sänger Mark Sokoll, flankiert von Gitarren-Schwerarbeiter Frank Principe, Drum-Berserker Mike Caldarella und Studio-Allrounder Ty Canon aus Irland. Ihr Markenzeichen: Gitarren wie vulkanisches Gestein, Drums wie donnernde Lawinen und ein Bass, der jede Heizung zum Vibrieren bringt. Dieses Erdige wird auf Amplifying The Past weiter verfeinert – organisch, ungeschönt, unwiderstehlich.
Da ließ es sich die Band natürlich nicht nehmen, uns Rede und Antwort zu stehen – pünktlich zur Veröffentlichung ihres brandneuen Videoclips zu „It’s Not Human„
1) „Amplifying The Past ist ein kraftvoller Titel. Was bedeutet er für euch jeweils persönlich – in einem Satz?“
Ty Canon: Abgesehen vom Wortspiel verkörpert er eine Reise durch die Menschheitsgeschichte – genau das ist der Geist von CHAKA.
Mark Sokoll: Er bedeutet, dass wir in unsere Vergangenheit blicken müssen, um unsere Ursprünge zu entdecken und zu verstehen. Es geht auch um den Versuch, ausgestorbene Arten mithilfe von CRISPR zurückzubringen – und letztlich ist es ein Wortspiel, denn wir singen und spielen Musik über vergangene Ereignisse durch unsere Verstärker.
2) „Von Neanderthal Tales bis zum neuen Album – wie hat sich CHAKAs Sound weiterentwickelt, ohne seine urtümliche Härte zu verlieren?“
Ty Canon: Die erste EP war ganz Marks geistiges Kind. Das neue Material ist kollaborativer, aber wir teilen nach wie vor denselben Blick auf das Konzept des „Cave Metal“. Ursprünglich, roh und rhythmisch – das sind die Hauptmotive von CHAKA, und wir alle verstehen das und passen unseren Stil entsprechend an.
Mark Sokoll: Zum Glück bleibt unser Songwriting roh und direkt, sodass uns bessere Recording-Software nur dabei hilft, unsere Heaviness noch besser umzusetzen.
Frank Principe: Das Ausgangsmaterial stammte von Mark, aber er war immer offen dafür, dass wir unsere eigenen Parts entwickeln. Der CHAKA-Sound entsteht nun durch Beiträge von uns allen und entwickelt sich mit der Zeit weiter.
3) „Mark, deine Texte wirken oft gleichzeitig mythisch und straßennah. Wo beginnst du – bei Geschichtsbüchern oder dem Alltag in Queens?“
Mark Sokoll: Ich schreibe gerne über obskure Themen, und manchmal kommen mir Ideen beim Herumlaufen in NYC. Ironischerweise habe ich zwei Bücher über Kamikaze-Piloten gelesen, nachdem wir Flak für die Neanderthal Tales-EP aufgenommen hatten! Normalerweise starte ich mit den Song-Demos und schaue, ob ich passende Lyrics habe – falls nicht, schreibe ich neue.
4) „Ty, du hast deine Parts aus Irland aufgenommen. Wie hat sich die räumliche Distanz auf das Songwriting und die Produktionschemie ausgewirkt?“
Ty Canon: Anfangs war die Distanz kein Problem. Bei der ersten EP hatte Mark die Tracks komplett geschrieben, ohne an eine langfristige Band zu denken. Er nutzte mich für Gitarren, ein paar Session-Drummer und unseren gemeinsamen Freund Seth als Produzenten. Ich schickte meine Gitarrenspuren rüber, den Rest machten sie. Das war damals ziemlich einfach.
Jetzt arbeiten wir als richtige Band zu viert zusammen, nicht mehr nur als Nebenprojekt – ich produziere zusätzlich und spiele die zweite Gitarre. Wegen Distanz, Zeitverschiebung und meinem Job ist es schwieriger, aber auch sehr lohnend. Die Chemie ist fantastisch – wir sind seit über 40 Jahren befreundet und genießen die Zusammenarbeit. Ich würde liebend gern live dabei sein, aber fürs Erste bin ich nur das fehlende Bindeglied im Hintergrund.
5) „Mister Brink hat eine filmreife, gotische Atmosphäre. Wurde der Song von Film oder Literatur inspiriert?“
Ty Canon: Mark hatte mir seine Bassspur und die Lyrics geschickt und gefragt, ob meine Frau Dara Geige aufnehmen würde. Als ich dann Marks Gesang und Daras Geigenparts hörte, hatte ich Bilder von Lon Chaney und Dr. Phibes im Kopf, wie sie manisch Orgel spielen. Ich musste einfach ein Orgel-Solo einbauen. Danach kamen noch Theremin-Sounds im Stil der 50er-Sci-Fi-Filme dazu und ein bisschen Synthie – eine Verneigung vor der alten Goth-Musik der 80er.
Mark Sokoll: Die Inspiration stammt sowohl aus Film, Literatur als auch Folklore. Literarisch ist es eine Hommage an Emily Dickinson, Edgar Allan Poe und andere. Es gibt auch Anspielungen auf Diamanten und Kröten von Charles Perrault.
Filmisch steht der Name Mr. Brink für den personifizierten Tod – wie im Film On Borrowed Time (1939), wo der Tod ausgetrickst und in einem Baum festgehalten wird. Der folkloristische Aspekt bezieht sich auf die Ursprünge von Halloween in Irland. Der Song begann als bissiges Limerick und ist nun unser Halloween-Song. Ich liebe gotische Literatur – und die meisten von uns wohnen ohnehin in Gotham City.
6) „Musth strahlt rohe Dominanz aus. Gab es ein bestimmtes Riff oder eine Textzeile, die diese prähistorische Atmosphäre freigesetzt hat?“
Mark Sokoll: Unser Gitarrist Ty Canon hat die Riffs für Musth geschrieben. Sie passten perfekt zu meinen Texten über die Dominanz von Wollmammuts. Mike und ich haben dann den Song Stück für Stück aufgebaut. Wir wollten uns vorstellen – und zugleich beschreiben –, wie wild es zuging, wenn Mammuts um die Vorherrschaft kämpften – ähnlich wie Elefanten heute während der Musth.
7) „Was war die größte technische Herausforderung bei den Aufnahmen des neuen Albums – und wie habt ihr sie überwunden?“
Ty Canon: Für mich war es die Entfernung und das Zeitmanagement. Die Jungs warten immer noch, bis ich das Mixing fertig habe! Am liebsten wäre ich für die Aufnahmen vor Ort, um mehr Einfluss als Produzent zu haben und meine Gitarrenparts live mit einzuspielen. Mark, Mike und Frank waren super produktiv. Ich schicke ihnen bei jedem Track Zwischenmixe zur Rückmeldung – so sind wir alle mit dem Endergebnis zufrieden.
Mark Sokoll: Eigentlich wollten wir in einem anderen Studio aufnehmen, aber das scheiterte an Terminkonflikten. Einige Drums wurden trotzdem dort aufgenommen. Eine technische Herausforderung war, die Pegel beim Recording im richtigen Bereich zu halten – das haben wir durch Trial-and-Error gelöst.
8) „Ihr vermischt Thrash-, Sludge- und Hardcore-DNA. Welche äußere Band oder welches Album hat euch dabei am meisten überraschend beeinflusst?“
Frank Principe: Kreativität erfordert Einsatz, und den bringen wir. Der Prozess des Arrangierens und Aufnehmens lief aber erstaunlich reibungslos. Wir wissen, was wir tun – und wir kennen uns gut, also wurden wir nie aus der Bahn geworfen.
Mark Sokoll: Die britische Grindcore-Band Carcass kommt mir da in den Sinn. Unsere Gesangsparts sind meist für zwei Sänger geschrieben, und manchmal singen wir über Zoologie. Außerdem achten wir darauf, dass unsere Songs straff und auf den Punkt sind – ähnlich wie bei Carcass.
9) „Live ist CHAKA bekannt für kompromisslose Direktheit. Wie habt ihr diese Intensität ins Studio gebracht, ohne den Sound zu überpolieren?“
Ty Canon: Es fällt mir schwer, den Punkt zu finden, an dem ich mit dem Polieren aufhören sollte – aber ich versuche, den CHAKA-Ethos im Hinterkopf zu behalten: roh und ursprünglich. Ich bin noch Anfänger beim Mixen und Mastern – vielleicht hilft mir das sogar!
Mark Sokoll: Beim Recording haben wir einfach losgelegt! Ich stand ein Stück weiter vom Mikro weg, um die stimmliche Intensität einzufangen, ohne dass es übersteuert. Beim Bass spiele ich im Studio genauso intensiv wie live. Wir haben nur darauf geachtet, dass die Aufnahmen brauchbar sind. Heavy Metal muss roh sein – also haben wir genau das versucht einzufangen.
10) „Mark, wie bleibt man bei langen Studiotagen präzise, aber organisch?“
Mark Sokoll: Unsere langjährige Erfahrung hilft uns, regelmäßig kurze Pausen zu machen und Aufnahmen bewusst zu bewerten. Unsere Demos entwickeln sich während des Prozesses ständig weiter – auch das Tempo der Songs. Mike ist eine Inspirationsquelle mit seinem großartigen Drumming und Timing, was uns musikalische Experimente ermöglicht. So entstehen letztlich bessere Songs – weil sie atmen dürfen.
11) „Euer Artwork wirkt wild und rituell. Was steckt konzeptionell dahinter?“
Mark Sokoll: Ty Canon ist nicht nur unser Gitarrist, sondern auch ein großartiger Zeichner. Manchmal bitten wir ihn einfach, irgendetwas zu zeichnen. Er hat das Cover von Neanderthal Tales entworfen und viele CHAKA-Logos.
Früher haben wir extra weiße T-Shirts getragen, damit Ty etwas Abgefahrenes draufkritzeln konnte. Wir versuchen, das Artwork an die Lyrics anzupassen. Für unsere letztjährige Single Musth – über Dominanzkämpfe unter Mammuts – hatten wir z. B. ein Artwork mit einem blutigen Mammut. Beim neuen Album Amplifying the Past planen wir, zu jedem Song ein individuelles Artwork zu zeigen.
12) „Mark, du bist seit den NYHC-Tagen der 80er aktiv. Was überrascht dich 2025 noch an der Heavy-Music-Kultur?“
Mark Sokoll: Ich freue mich sehr, dass junge Metalheads ihre Metal-Geschichte kennen! Entweder haben sie gut recherchiert – oder Mundpropaganda reicht aus. Ich freue mich auch, dass es tolle Konzerte gibt, bei denen verschiedene Metal-Stile zusammenkommen – wie beim Rage of Armageddon Fest diesen Sommer in NYC.
13) „Wenn sich die Hörer nur eine Textzeile vom neuen Album merken könnten – welche sollte es sein und warum?“
Mark Sokoll: „Inevitably, {human} ferocity has yielded this evil earth to me.“
Diese Zeile erinnert vielleicht daran, wie gewaltig der evolutionäre Kampf der Menschheit war – vom Urschlamm bis zur Herrschaft über die Erde und darüber hinaus!
14) „Queens, NYC hat eine reiche Musikgeschichte. Wie prägt euer Zuhause CHAKAs Identität?“
Mark Sokoll: Allein das Leben in Queens beeinflusst unsere Identität – wir erleben hier nationale, internationale und lokale Bands hautnah. New York ist der „Big Apple“, und fast jede Band will hier spielen. Wir haben das Glück, so nah an Manhattan zu wohnen.
15) „Stellt euch vor, jemand drückt am Releasetag zum ersten Mal auf Play – was soll er oder sie in den ersten 30 Sekunden fühlen?“
Mark Sokoll: Ein Heavy-Metal-Erdbeben! Ich hoffe, neue Hörer lassen beim Hören ihre primitive Seite raus – Heavy Metal kann sehr befreiend sein, wenn die Umstände stimmen! Besucht uns gern auf www.chakametalband.com – dort gibt’s unsere Songs, Videos und Tourdaten. Vielen Dank für das Interview.
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