Stoic Mind – „the boat“: Ein Lied wie ein Flüstern im Nebel [ Pop Rock | Singer-Songwriter ]

Es gibt Songs, die sich nicht aufdrängen, sondern wie eine stille Welle an den Hörer herantasten. Mit „the boat“, der zweiten Single seines kommenden Debütalbums „to know what i’m scared of“, zeigt der Kölner Musiker Kilian Bungert alias stoic mind, dass leise Töne oft mehr Wucht entfalten als jede laute Geste. Es ist kein Song, der Antworten gibt – er ist selbst eine Frage.

Ein Boot voller Spiegelbilder

the boat“ erzählt in schwebender Intensität von Menschen, die warten – auf ein Versprechen, das längst verflogen ist, auf eine Wahrheit, die sich nicht zeigt. Das Bild des Bootes am Fluss zieht sich durch den Song wie ein endloser Traum: Gesichter, die in die Wasseroberfläche blicken und darin nach ihrem eigenen Wesen suchen. Doch je länger der Blick anhält, desto klarer wird: Das Spiegelbild bleibt verschwommen.

Musikalisch untermalt stoic mind diese Atmosphäre mit einer feinfühligen, zurückgenommenen Instrumentierung, die Raum schafft – für Gedanken, für Interpretationen, für das eigene Innehalten. Der Song wirkt wie ein Dialog mit sich selbst, ein Monolog über Erwartungen, die größer sind als die Realität, und über die paradoxe Sehnsucht, im Warten Sinn zu finden.

Fazit: Stille, die nachhallt

the boat“ ist weniger ein klassischer Song als vielmehr eine Meditation. Er lädt dazu ein, nicht nach schnellen Antworten zu suchen, sondern das Schweigen auszuhalten. In seiner Ruhe liegt eine unerwartete Kraft – vielleicht gerade deshalb, weil er die Leere nicht füllt, sondern ihr einen Klang verleiht. Stoic mind erschafft hier Musik, die nicht erklärt, sondern nachspürt – und genau darin liegt ihre Tiefe.

Autor: Martin „Otte“ Oertel

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