Zwischen Wut und Wippen – Suspectre melden sich scharf geschliffen zurück [ Review | Punk | Punkrock | Doppel Single ]

Suspectre präsentieren sich inzwischen als Quartett – und genau mit dieser neuen Geschlossenheit melden sie sich über Sabotage Records eindrucksvoll zurück. Die frische Doppel-Single zeigt, wie breit ihr post-punkiger Ansatz inzwischen geworden ist. Zwei Songs, die völlig unterschiedliche Stimmungen bedienen, aber beide dasselbe Herz haben: eine klare Haltung und den Mut, den Finger in die offenen Wunden unserer Zeit zu legen.

Digitale Schlachtfelder und analoger Spott

In Fight Fight Fire bündeln Suspectre pure Wut. Der Track ist ein vertonter Rundumschlag gegen das permanente Dauerfeuer der sozialen Medien – speziell gegen die toxische Kultur, die sich auf Plattformen wie dem heutigen X festgefressen hat. Der Song rauscht nach vorne, gehetzt und kantig, als würde er direkt aus einem überfüllten Kommentarbereich heraus explodieren.

Zwischen Trollheeren, Empörungsschlachten und politischer Teilnahmslosigkeit, die an einem Daumenwisch hängen bleibt, entsteht ein bedrückend realistisches Bild unserer digitalen Wirklichkeit. Suspectre setzen dieser Geräuschkulisse einen Sound entgegen, der nicht nur anklagt, sondern mit jeder Note Widerstand formuliert.

Die B-Seite Yuppie Yeah dreht das Licht – aber nicht die Schärfe. Hier wird es leichter, tanzbarer, fast charmant garagig, doch die Ironie sitzt tief. Mit einem Augenzwinkern in Richtung 70s nehmen Suspectre die glattgebügelte Welt der karrierehungrigen Finance Bros auseinander: Menschen, die nach außen glänzen wollen, aber im Kern nur weiter buckeln, um einem Status nachzujagen, der sich sowieso in Luft auflöst. Der Song bewegt sich spielerischer, zeigt aber ebenso klar: Auch hinter polierten Fassaden knarzt es.

Fazit – Ein Doppel, das trifft

Mit dieser Doppel-Single beweisen Suspectre, wie präzise und vielseitig sie ihren Post-Punk inzwischen beherrschen. Fight Fight Fire brennt lichterloh vor Wut, Yuppie Yeah grinst breit und trifft trotzdem nervig genau ins Schwarze. Zusammen bilden beide Songs ein kraftvolles Bild unserer Gegenwart – roh, bissig und zugleich tanzbar. Eine Rückmeldung, die zeigt: Suspectre sind wieder da, und sie haben viel zu sagen.

Autor: Martin „Otte“ Oertel

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