FOCUS aus Riesa hauen mit „Nie nur ’ne Phase“ ihr neues Album raus – und feiern das Unperfekte mit einer Mischung aus Pathos, Pöbelei und Poesie. Es geht um das Leben zwischen Absturz und Aufbruch, zwischen dem Wunsch nach Bedeutung und dem Wissen, dass man manchmal eben nur mit einem Bier am Baggersee endet. Und genau das ist bei FOCUS kein Scheitern, sondern das Ziel.
Klanggewordene Gegenwart
Musikalisch bewegen sich FOCUS sicher zwischen rotzigem Punkrock, schrammelnden Gitarren und hymnischen Refrains, die direkt ins Herz oder wenigstens in den nächsten Moshpit gehen. Songs wie „Thor-Steinar-Fressen“ oder „Exmatrikuliert“ schlagen der Realität direkt ins Gesicht, während Stücke wie „Meine Elbe“ oder „Viel zu schöner Tag“ nostalgische Rückblicke liefern, die nie kitschig, sondern immer geerdet wirken. Die Texte? Direkt, ehrlich, manchmal wütend, manchmal verletzlich – aber nie egal.
Der Sound ist kantig und knarzt dort, wo andere polieren würden. Jeder Track wirkt wie ein ungeschliffener Rohdiamant aus dem Proberaum: ungeschönt, aber strahlend echt. FOCUS gelingt das Kunststück, inmitten des scheinbar Gewöhnlichen das Außergewöhnliche zu entdecken – ob auf dem Alaunpark-Rasen, bei durchzechten Nächten oder in der nüchternen Erkenntnis, dass Zeit nun mal vergeht.
Fazit: Kein Hype. Kein Hintenrum. Einfach FOCUS.
Mit „Nie nur ’ne Phase“ liefern FOCUS ein Album ab, das nicht schreit, sondern spricht. Es ist ein Tagebuch zwischen Selbstzweifel und Selbstbehauptung, zwischen Zigarettenrauch und Szenen, die man eigentlich nicht erzählen will – aber doch jedem weitererzählt. Ein Soundtrack für alle, die in der Mitte des Lebens nach dem Rand suchen. Ehrlich. Laut. Und immer ein bisschen schön kaputt.
Autor: Martin „Otte“ Oertel