Mit „Angstapparat“ veröffentlichen Braunkohlebagger ein Album, das so tief gräbt, wie der Name der Band verspricht – nur nicht in Erde, sondern in unsere Köpfe. Zwischen Panik, Druck, Leistungswahn und Selbstzweifel formt die Band ein Konzeptwerk, das all das vertont, was viele fühlen, aber kaum jemand laut ausspricht. Zehn Songs lang wird die Angst nicht kaschiert, sondern gefeiert – roh, wütend, kompromisslos.
Zwischen Vision und Vergiftung – ein Konzeptalbum voller Druckwellen
Schon mit dem Opener „Visionen“ zieht Braunkohlebagger den Hörer in einen Strudel aus drängenden Riffs und bohrender Intensität. Der „Angstapparat“ läuft sofort an – angetrieben von einem pulsierenden Sound, der irgendwo zwischen Post-Punk, Industrial und rotzigem Alternative-Rock seine Energie findet.
Die Songs sind scharfkantig, kantig formuliert und gnadenlos ehrlich.
In „Maskenball“ geht es um den täglichen Selbstbetrug – um die Rollen, die wir spielen, nur um zu funktionieren. „Leer“ klingt, als würde der Bass im eigenen Herzschlag pochen, während „Gift“ den Abschluss bildet: ein finaler Ausbruch, ein kathartischer Schrei gegen das innere Chaos.
Was Braunkohlebagger hier abliefern, ist kein Wohlfühl-Album, sondern ein emotionaler Spiegel – einer Generation, die zwischen Selbstoptimierung, Reizüberflutung und Existenzangst zerrieben wird. Jeder Song ist ein Zahnrad im System dieses Angstapparats – mal kreischend, mal flüsternd, immer echt. Und genau das macht es so fesselnd: die Echtheit, die rohe Unruhe, die ungeschönte Sprache.
Fazit: Angst, Wut, Wahrheit – und der Mut, sie zu vertonen
„Angstapparat“ ist kein Album für nebenbei. Es ist eine Konfrontation, ein Schlag ins Gesicht, ein musikalischer Weckruf. Braunkohlebagger fassen die Beklemmung einer ganzen Generation in Töne, die weh tun – aber genau deshalb gebraucht werden.
Autor: Martin „Otte“ Oertel